Heike Hartmann-Wienold
*1970, verheiratet
Mutter von 4 Kindern
Altenpflegerin in Essen
Email: frauhawi@gmail.com
Als Mutter eines Kindes, dessen Vater mosambikanischer Vertragsarbeiter in der DDR war, stand ich fast drei Jahrzehnte allein gegenüber den vielen Fragen, Problemen und der Suche nach dem Vater meines Kindes in Mosambik.
Die Nutzung des Internet und der sozialen Medien ermöglichte mir, mich zu vernetzen und mich in meiner Sache neu zu organisieren. Schnell wurde klar, dass die demütigenden und diskriminierenden Praktiken die mein Kind und ich in der vergangenen
DDR und danach erfuhren, kein Einzelfall waren sondern jede mir bekannte Mutter eines Solibabys von ähnlichen oder auch schlimmeren Erfahrungen berichten konnten: Dem allgegenwärtigen Verbot einer Beziehung zu einem Vertragsarbeiter folgte das bewusste Auseinanderreißen der Partnerschaften und Familien. Unsere Partner wurden nach Bekanntwerden einer Schwangerschaft aus der DDR ausgewiesen. Betroffene Frauen und Mütter berichten darüber hinaus von Zwangsaufenthalten im Krankenhaus, klinischen Versuchen während ihrer Schwangerschaft, Zwangsabtreibung, Zwangsadoption, anderen
Einfluss auf den persönlichen Lebensbereich, auf die Familien, den beruflichen Werdegang. …
Nach der Wende hätte dieses Unrecht ansatzweise wieder gut gemacht werden koennenin dem man z.B. die Väter unserer Kinder wieder nach Deutschland einreisen lies. Es warjedoch offenbar durchaus bequem, so manch alte Struktur zu übernehmen und so
wuchsen unsere Kinder ohne ihre Väter auf und auch über den (Alltags-)Rassismus im Osten Deutschlands hinaus, gab es auch nach der Wende keine Möglichkeit, keine Anlaufstelle, kein Interesse an unseren Geschichten und daraus entstandenen Problemen.
Heute sind unsere Kinder erwachsen; werden jedoch durch unvollständige Daten, vernichtete Dokumente und politisches Desinteresse in Deutschland und Mosambik weiterhin an der Suche nach ihren Vätern gehindert aber auch wenn sie ihre Väter
vielleicht schon über soziale Netzwerke gefunden haben so heißt es doch nicht, dass sie diese umarmen können – hohe bürokratische und finanzielle Hürden gilt es zu überwinden, wenn man z.B. den Vater nach Deutschland einladen möchte um ihm die
eigene Familie vorzustellen.
. ….einige, unserer Kinder haben ihren Vater aber auch gefunden – und konnten dessen Grab noch nicht besuchen.
Nachdem alle meine Kinder nun erwachsen und selbständig sind, sehe ich eine, meiner zukünftigen Aufgaben darin, aktive Netzwerke zwischen Menschen in Deutschland und Mosambik zu schaffen, Verständnis und Hilfen auf kurzen Wegen zu vermitteln und
selbstverständlich die Plattform der ehemaligen mosambikanischen Vertragsarbeiter und ihren Kindern in Deutschland, zu bleiben.
Die Zusammenarbeit mit Afropa e.V. verbuche ich als ersten großen Erfolg unserer Idee, aus der Not eine Tugend zu machen und hoffe auf weitere und zahlreiche Unterstützung bestehend aus Rat und Tat, aus allen sympathisierenden Spektren!
Schreibt mir gern unter frauhawi@gmail.com
Frances Kutscher
Friseurmeisterin in Cottbus
Kutscher@afropa.org
1992 geboren, als Kind einer deutschen Mutter und eines mosambikanischen Vertragsarbeiters. Auf der Suche nach Verständnis, Respekt und Anerkennung, welche man nie finden konnte, wenn man als „people of color” in Finsterwalde und Cottbus aufwächst. Als Kind fühlte ich mich allein und unverstanden. Ich saß zwischen den Stühlen und hatte das Gefühl damit allein zu sein. In der Regel, hat man seinem Umfeld keine weiteren Solibabys gesehen. Also fing ich irgendwann an, nach meinem Vater und einem Netzwerk zu suchen.
Es vergingen viele Jahre der Suche, nach meinem Vater, um meine innere Mitte zu finden. Der entscheidende Hinweis bei der Vatersuche kam 2018. Endlich! 3 weitere Geschwister und einen Onkel kann ich nun Teil meiner Familie nennen. Diese freudige Nachricht kam damals total überraschend. Leider hatte sie einen bitteren Beigeschmack da sie in Verbindung mit der Nachricht kam, dass ich meinen Vater bereits 2002 verloren habe.
Mit der Gruppe ‚Solibabys, das was bleibt‘ , die zunächst im Jahr 2016, nur zum Austausch von Gefühlen, Gedanken und Erfahrungen diente, beschlossen wir dann anderen mehr zu helfen, mehr Hilfe zur Selbsthilfe zu bieten. Damit andere Betroffene eventuell noch eine Chance haben, ihre mosambikanischen Väter lebend zu finden.
Auch für mich gibt es bezüglich meines Vaters noch eine Mission. So schnell es mir möglich ist, möchte ich nach Mosambik reisen. Dies verlangt mir psychisch und auch finanziell, sehr viel ab. Mein sehnlichster Wunsch jedoch ist größer als die Angst vor dem ‚unbekannten‘. Ich möchte an das Grab meines Vaters gehen um ihm ‚persönlich‘ zu sagen das ich ihn und meine Geschwister nach so vielen Jahren verzweifelter Suche, gefunden habe.
Für uns alle Betroffenen hoffe ich auf eine positive Entwicklung im Bereich der Politik und der Regierung in Bezug auf das Thema ‚Familienzusammenführung‘, denn diese sehe ich im Zwang uns zu helfen. Mit Afropa e.v. haben wir 2019 einen guten Partner in dieser Mission gewonnen.
Gerne könnt ihr mir schreiben, wenn ihr Lust habt.
Eure Frances
Vater von 2 Kindern
Krankenpfleger in Dresden
Botschafter, Vereinsvorstand
chaimite@afropa.org
Ich kam 1986 als mosambikanischer Vertragsarbeiter in die DDR und gründete bereits 1994 den ersten mosambikanischen Verein in Dresden. Dann 2003 wurde der Verein zur Förderung der afrikanisch- europäischen Verständigung namens Afropa e,V. Gegründet.